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Birgit Schmidt-Harder

Birgit Schmidt-Harder

Serie # 3: Shiatsu mit Birte Ernestus-Holtkamp

Serie: „Ich probiere es selbst aus.“

 Teil 3: Shiatsu mit Birte Ernestus-Holtkamp

Ach, das gibt es doch gar nicht! Was zur Hölle ist nur los mit diesen ganzen Menschen aus der Alternativmedizin? Jungbrunnen im Keller oder was?

Birte Ernestus-Holtkamp steht in ihrer Praxistür und sieht so jung, frisch, gesund, entspannt und energiegeladen aus, dass es fast eine Unverschämtheit ist. Wie ein blankgeputzter Apfel. „Wie alt bist du gleich noch mal?“ – „49“. Autsch!

Ruhig und konzentriert

Wir sind in Birtes Praxis in der Etzestraße 34 in Hamburg, um für unsere Serie Shiatsu auszuprobieren. Gesehen haben wir das schon häufiger auf der Messe Buddha & Balance: Menschen, die auf einer dünnen Matte bäuchlings auf dem Boden liegen, während weiß gekleidete Shiatsu-Therapeuten wort- und nahezu bewegungslos neben oder auf ihnen knien und die Rücken oder Beine der Probanden mit den Fingern berühren. Was da so passiert, trauten wir uns nie recht zu fragen. Hebten wir die Kamera, hob der Shiatsu-Therapeut nur eine Augenbraue und schüttelte unmerklich den Kopf.

Birte lacht, als wir davon erzählen. „Ja, das stimmt. Aufmerksamkeit und Marketing ist für uns Shiatsu-Therapeuten schwierig“, sagt sie. „Wir sind nicht sehr laut. Wir beobachten mehr, sind sehr konzentriert. Shiatsu ist sehr ruhig.“

Schatz an Wissen und Kompetenz

Sie selbst ist eine Meisterin auf diesem Gebiet. 2017 hat sie eine der ältesten Shiatsu-Schulen Deutschlands von deren Gründer Wilfried Rappenecker übernommen: die Schule für Shiatsu Hamburg (vgl. Kasten unten). Nun bildet sie andere zu Shiatsu-Therapeuten aus. „Es ist mir ein Bedürfnis, den Schatz an Wissen und Kompetenz, der in Shiatsu liegt und der mit dem Dozenten-Team in dieser Schule vorhanden ist, weiterzugeben“, sagt sie. „Das macht mir viel Freude.“

Okay. Aber was ist denn Shiatsu nun genau? Eine Massage? Eine Physiotherapie? Eine Entspannungstechnik?

„Shiatsu ist eine Form der Körpertherapie, mit der es möglich ist, emotionale, energetische, körperliche und psychische Blockaden zu lösen“, sagt Birte.

Blockaden lösen durch gezielte Berührungen

Und wie?

„Durch gezielte Berührungen. Shiatsu heißt auf japanisch Fingerdruck. Ich berühre mit Fingern, Handballen und manchmal auch mit dem Ellenbogen bestimmte Stellen des Körpers. Des angezogenen Körpers. Shiatsu findet am bekleideten Körper statt. Ich berühre eine Blockade. Und das System des Behandelten macht die Arbeit und geht in die Regulation.“

Was ist eine Blockade?

„Shiatsu kommt aus Japan und hat seine Wurzeln in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Diese geht davon aus, des es Leitbahnen, die sogenannten Meridiane, im Körper gibt, durch die unsere Lebensenergie – das Ki – fließt. Kann das Ki nicht ungehindert fließen, sprechen wir von Blockaden. Physisch, psychisch, emotional oder energetisch. Die Blockaden sorgen für Stagnation. Und die führt zu Symptomen wie zum Beispiel Rückenschmerzen, Kraftlosigkeit, Schlafstörungen oder Burn Out. Oder auch ein Bore out.“

Nicht durch Kraft

Aha. Und sind das Blockaden lösen und das Berühren anstrengend?

„Nein. Also für mich nicht“, sagt Birte und lacht. „Eine Physiotherapie oder eine Massage ist körperlich viel anstrengender für den Therapeuten. Shiatsu nicht. Im Gegenteil. Es hat eher etwas mit Gewichtsverlagerung als mit Kraft zu tun. Ich muss offen sein für meine Klienten. Und das kann ich nur, wenn ich entspannt und nicht angestrengt bin. Ich schaue genau hin. Vielleicht genauer als Therapeuten ähnlicher Disziplinen. Wie ist der Körperbau? Wie die Haltung? Wenn jemand mit Rückenschmerzen kommt, dann muss nicht immer der Rücken auch tatsächlich die Ursache dafür sein. Es ist mir schon passiert, dass Menschen in der Behandlung angefangen haben zu weinen. Weil der Rücken eben gar nichts mit den Schmerzen zu tun hatte. Sondern Emotionen. Denn wie gesagt: Ich löse Blockaden nicht. Ich berühre nur. Den Rest macht der Klient selbst.“

„Shiatsu hat mich berührt.“

Und wie oft muss man zur Behandlung kommen?

„Das kommt drauf an. Manchmal reicht einmal, manche kommen über Jahre. Oft gebe ich auch individuelle Körperübungen mit, die der Klient zu Hause selbst wiederholen kann. Zwischen den einzelnen Behandlungen sollten mindestens eine Woche oder zehn Tage liegen. Wir bewegen ziemlich viel mit Shiatsu. Und das braucht Zeit.“

Wie bist du zu Shiatsu gekommen?

Mehr als nur Funktionalität

„Mit 34 hatte ich einen Bandscheibenvorfall. In der Reha lernte ich Qigong kennen. Das fand ich gut, aber nicht überragend. Dann probierte ich Reiki aus, Bachblüten und so weiter. Und auch einen Shiatsu-Schnupperkurs. Der hat mich im wahrsten Sinne des Wortes sehr berührt. Mehr als das. Shiatsu hat eine Leichtigkeit in mir geweckt und das Drama aus allem herausgenommen. Und meine intellektuelle Neugier und meinen Wissensdurst gestillt. Wir bestehen aus so viel mehr als nur aus Funktionalität. Also habe ich eine Ausbildung an der Schule für Shiatsu Hamburg gemacht. Seitdem bin ich dabei geblieben, haben viele Jahre assistiert und heute darf ich auch unterrichten. Ich liebe diese Arbeit. Mein Ausgleich sind meine Klienten. Wenn ich ihre Reaktionen bei oder nach einer Behandlung miterleben darf, weiß ich, warum ich das mache.“

Und noch mal einen Bandscheibenvorfall gehabt?

„Nein. Seit ich Shiatsu mache, habe ich keine Rückenproblem mehr“, sagt sie und lacht.

Hm. Höchste Zeit es auszuprobieren.

Ausführliche Anamnese vorab

„Ok“, sagt Birte. „Dann möchte ich vorher noch einige Dinge von euch wissen. Vor jeder Erstbehandlung erfolgt eine ausführliche Anamnese.“

Oups. Damit hatten wir nicht gerechnet.

Birte setzt sich aufrechter hin. Ihr Blick ändert sich. Wird von aufmerksam freundlich zu beobachtend prüfend. Ui, schaut die einen genau an. Das bin ich von anderen gar nicht gewohnt. Automatisch setzte ich mich gerade hin, höre auf, meine Arme zu verschränken und mit den Füßen zu wippen.

Wie ist der Schlaf? Wie die Ernährung?

Sie merkt es, klar. Und strahlt noch mehr Ruhe aus. „Shiatsu-Therapeuten bewerten nicht“, sagt sie. „Unsere Aufgabe ist es, ein starkes Gegenüber zu sein, zuzuhören und einzuordnen. Wir wollen positiv bestätigen. Vermitteln, so wie du bist, bist du ok.“

Ok, dann frage mal deine Fragen.

Es ist ein bisschen, als hätten wir die Büchse der Pandora geöffnet. Alles will sie wissen. Ob wir regelmäßig Medikamente nehmen, wie der Schlaf ist ist, wie die Beziehung läuft, wie der Appetit ist, was die Eltern machen, ob es Geschwister gibt und Probleme mit denen. Ob wir Milchprodukte essen, ob es Allergien gibt oder vorhergehende OPs und sonstige Diagnosen und Grunderkrankungen, was wir zum Ausgleich machen, wo wir Urlaub machen, lieber am Meer oder in den Bergen, mehr Anlage oder Abenteuer, was uns sonst so beschäftigt, wie es mit den Kindern läuft.

Puh. Hinterher weiß die ja mehr als die beste Freundin!

Mitten am Tag auf dem Boden liegen

Weil Maike das letzte Mal dran war, muss ich heute. In der Mitte von Birtes heller großer Praxis liegt eine zweimal drei Meter große dünne Matte auf dem Boden. Sie ist mit einem weißen Laken bedeckt. Ich soll mich darauf auf den Bauch legen, so dass ich bequem liege. Ich rutsche hin und her. Es kommt mir seltsam vor, mitten am Tag auf dem Boden zu liegen. Ist ja nicht Work-out-Time oder so.

Birte kniet schräg hinter mir. Ruhig und entspannt. Im Gegensatz zu mir, die von Natur aus höchst misstrauisch ist. Dann beugt sie sich vor und legt eine Hand auf meinen unteren Rücken. Einfach so. Kein Rumtasten, kein Massieren, kein Rumgefühle.

Die Hand liegt da. Nicht unangenehm. Der Druck wird kurz stärker, dann ist die Hand weg. Liegt nun auf der anderen Seite meines Lendenwirbelbereiches. Drückt. Hält stand.

Es kribbelt und zieht

Die dritte Berührung geht gezielt auf einen Wirbel. Drückt zu. Au! Woher weiß sie das? Das ist genau der, der manchmal muckt. Es tut nicht weh, aber Kollege Wirbel weiß genau, dass er gemeint ist. Zu recht. Es kibbelt, zieht, ist aber gut auszuhalten

Dann ist die Hand auf der Schulter. Erst sanft, dann stärker. Unnachgiebig. Das Gewicht fordert mich auf, nachzugeben mit den Schultern, sie fallen zu lassen. Das mache ich höchst ungern. Das ist der Bereich, mit dem ich mein Leben schultere. Das lasse ich nicht fallen. Was wahrscheinlich der Grund für meine Verspannungen ist.

Etwas löst sich im Nacken

Doch Birte drückt weiter. Auf Schulter und Hüften. Fest. Ruckelt an mir. Ob ich will oder nicht, ich entspanne mich. Die Schultern geben nach. Plötzlich habe ich das Gefühl, um einiges flacher auf dem Boden, den ich übrigens auf einmal richtig spüren kann, zu liegen als zuvor.

Der Druck wandert mein linkes Bein hinunter. Bestimmt und unnachgiebig. Drückt an der Seite meines Oberschenkels, da, wo gern mal der Ischias hineinzieht. Als würde Birte es wissen. Dabei habe ich das bei der Fragerei gar nicht erwähnt. Sie drückt und bewegt meinen linken Fuß. Gezielt. Es tut ein bisschen weh, lässt aber nach. Und dann merke ich, wie sich in meinem Nacken etwas löst. In meinem Nacken? Aber sie zieht doch am Fuß!

Maike wird später erzählen, dass Birte in diesem Moment gelächelt hat. Als hätte sie gemerkt, was in mir passiert.

Erstaunlich leicht

Dann ist sie wieder an meinem Nacken. Zieht an meinem Kopf. Nicht zu doll, nicht unangenehm. Auch wenn es verrückt ist, aber ich merke das in meinen Füßen. Nicht nur am Kopf.

15, 20 Minuten vielleicht liege ich so auf der Matte, während Birte um mich herumturnt. Genau weiß ich es nicht.

Dann sagt sie, ich solle mich umdrehen.

Nein. Ich denke nicht, dass ich das kann. Ich fühle mich, als sei ich am Boden festgeklebt. Außerdem habe ich das Gefühl, dass alles an mir nicht mehr richtig zusammenhält. Aufrichten? Völlig unmöglich. Ich bin sicher, dass mein Kopf abfallen wird. Oder das linke Bein. Weiß nicht genau. Als ich es versuche, fühle ich mich erstaunlich leicht. Bin aber etwas unsicher, ob der Arm da rechts meiner ist. Birte zieht an meinen Händen und an meinem Kopf. Drück Beine und Schultern. Ich entspanne immer mehr. Finde die Welt recht rosa.

„Danke“, sagt sie und lächelt. Danke für das Vertrauen der Klienten. Nicht „fertig“.

Ich will nicht sitzen

Ich fühle mich, als würde ich aufwachen. Stehe vorsichtig auf. Strecke mich. Oh ja, alles an seinem Platz. Ich setze mich hin, greife nach Papier und Stift, will meine Eindrücke aufschreiben. Aber ich komme nicht weit. Sitzen fühlt sich doof an. Richtig doof. Ich will nicht sitzen. Ich will aufstehen, laufen, tanzen, rennen. Oder Bäume fällen. „Was zappelst du so?“, fragt Maike irritiert.

„Ich weiß nicht, ich kann grade nicht anders“, sage ich und zapple noch mehr. Ich fühle mich beweglich. Energiegeladen. Bewegungshungrig. Das bin ich sonst nicht. Und morgens um elf Uhr schon mal gar nicht. Können wir jetzt los? Ich hampele hin und hier. Vielleicht schaffe ich es ja noch, zu Hause eine Runde zu joggen.

Birte lacht. „Das ist normal. Wenn sich Blockaden lösen, wird Energie frei. Der Körper will sie frei fließen lassen und sich bewegen.“

Raum und Bewegung

Ja, will er. Ich laufe durch den Raum, wackele mit Armen und Beinen, strecke mich. Ein irres Gefühl. Ganz anders als nach einer normalen Massage oder eine Sportstunde. Besser. Viel besser. Als wäre ich reingerutscht in meinen Körper. Ich fühle mich – elastisch?

„Ja“, sagt Birte. „Du bist das, was wir in der Traditionellen Chinesischen Medizin Holz nennen. Du brauchst Raum und Bewegung. Nimm ihn dir und gesteh ihn dir zu.“

„Es ist wie ein Tanz“

Holz? Das hat auch noch keiner zu mir gesagt. Hm. Ich glaube, mir gefällt das. Ich mag Holz. Jetzt noch mehr. Maike macht ein Foto, und ich bin überrascht, wie gelöst ich aussehe. Wie wenig kontrolliert im Gegensatz zu sonst. Und Birte genauso. „Das ist es, was Shiatsu mit einem macht“, sagt sie. „Mit dem Therapeuten und mit dem Klienten. Es ist nie einseitig. Es ist wie ein Tanz, den man gemeinsam tanzt.“

Irre. Für mich ein Tanz, den ich nochmal tanzen werden.

Danke Birte.

Kasten:

Die Schule für Shiatsu Hamburg wurde 1987 als eine der ersten europäischen Shiatsu-Schulen vom dem Arzt Wilfried Rappenecker gegründet. Wer sie besucht, wird berufsbegleitend zum sogenannten Shiatsu-Therapeuten ausgebildet und schließt mit der Zertifizierung des Berufsverbandes ab. Die Ausbildung umfasst 511 bzw. 571 (Studierende ohne medizinische Vorkenntnisse bekommen Zusatzstunden) und läuft über zirka dreieinhalb Jahre. Die Kosten liegen – je nach Vorkenntnissen – zwischen 7.720 und 8.545 Euro. Die Ausbildung ist von der Gesellschaft für Shiatsu in Deutschland (DSG) anerkannt. Im deutschen Gesundheitswesen gehört Shiatsu zur Alternativmedizin. Die Behandlung gilt als Privatleistung und muss meist selbst bezahlt werden. In der Schweiz dagegen ist Shiatsu als Komplementärtherapie staatlich anerkannt. Die AOK Hamburg Rheinland-Pfalz hat Sonderregelungen, nach denen unter bestimmten Voraussetzungen Shiatsu gezahlt wird.

Birte Ernestus-Holtkamp hat 2017 die Schulleitung von Wilfried Rappenecker übernommen. Die gelernte Arzthelferin und Heilpraktikerin hat die Ausbildung vor gut 15 Jahren selbst absolviert und seit dem viele Jahre assistiert. Neben ihrer Arbeit in der Schule bietet sie Shiatsu-Behandlung in ihrer eigenen Praxis an.

Eine Therapiestunde dauert zirka eine Stunde (Anamnese, Vorbesprechung inklusive 30 bis 45 Minuten manueller Therapie) und kostet 75 Euro.

Kontakt:

Schule für Shiatsu Hamburg
Leitung: Birte Ernestus-Holtkamp
Oelkersallee 33
22769 Hamburg
Tel.: 040 / 4301885
E-Mail: schule@fuer-shiatsu.de

www.schule-fuer-shiatsu.de

Praxis Birte Ernestus-Holtkamp
Shiatsu-Therapeutin
Heilpraktikerin
Etzestraße 34
22335 Hamburg
Tel.: 040 / 53 03 54 56
Mobil: 0160 / 155 54 55
E-Mail: info@shiatsu-erleben-hamburg.com

www.shiatsu-erleben-hamburg.com

Fotos: Maike Heggblum, Birgit Schmidt-Harder

09.10.2018

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