Serie: „Ich probiere es selbst aus.“
In mehreren Folgen werden wir ausgewählte Heilkundler und Lebensberater besuchen und das, was sie anbieten und können, selbst ausprobieren und vorstellen. Wir werden meditieren, Mandalas malen, Düfte mischen, uns die Karten legen lassen und vieles mehr.
Und natürlich weisen wir ausdrücklich darauf hin: Alternativmedizin und sanfte Heilmethoden ersetzen nicht die Schulmedizin. Das können sie nicht. Aber sie können sie ergänzen. Und manchmal für ein positiveres und glücklicheres Lebensgefühl sorgen.
Also: Begleiten Sie uns in diese Welt voller Licht und Spiritualität.
Und vielleicht entdecken Sie etwas, dass Sie auch gern mal ausprobieren möchten.
Für diese Folge beschäftigen wir uns mit dem Malen von Mandalas.
Serie: „Ich probiere es selbst aus.“
Teil 5: Mandalas malen mit Regina Rauh
Wer Regina Rauh trifft, kann nicht an ihr vorbeigehen. Wenn man nicht an ihrem umwerfenden Lächeln und dem schönen Gesicht hängen bleibt, dann mit Sicherheit aber an einem ihrer vielen Mandalas. Wie die buntschillernden Flügel eines Schmetterlings leuchten die nach indischem Vorbild gefertigten Schaubilder um sie herum, nehmen Augen und Herzen gefangen.
Entwaffnend und packend zugleich
Manche Mandalas sind feuerrot, andere tiefblau, die nächsten vereinen verschiedene Farben, die faszinierend harmonisierend sind, obwohl sie sich doch scheinbar ausschließen. Silber glitzert auf den vielen Kreisen, manchmal auch Gold, und darüber liegt ein schimmernder Hauch, der vor allem den Schmuckstücken eine seltsame Tiefe gibt. In den konzentrischen Kreisen tummeln sich Figuren, Muster, Symbole, Blüten, Tiere, Perlen oder Edelsteine. Manche sind ineinander verwoben, bilden Ketten, Abfolgen und aus sich heraus erstaunlich neue Muster, die das Auge erst beim dritten oder vierten Mal erkennt. Wie von selbst zieht das Mandala den Blick immer wieder auf seine Mitte. Beruhigt ihn, hält ihn fest, fokussiert ihn. Es ist nur eine Form. Doch diese wirkt auf das Auge wie Magie. Betörend ist das falsche Wort. Eher entwaffnend und packend zugleich.
Stimulation der Psyche
Wie kann das sein?
Regina lächelt über unser Erstaunen. Eine Art Mona-Lisa-Lächeln, bei dem das Lächeln leise um die Lippen spielt. „Die Symbolik eines Mandalas zielt direkt auf das Unterbewusstsein“, sagt sie. „Farben und Formen stimulieren bestimmte Bereiche der Psyche und sprechen sie an. Ein Mandala berührt. Immer. Ob man will oder nicht.“
Hm. Und Du hast die alle gemalt?
„Ja.“
„Ich male Botschaften.“
Wie?
„Wenn ich male, gehe ich in die Meditation. Ich fühle dabei Dinge, sehe Dinge, erkenne Dinge, empfange Dinge. Ich kann das nicht besser erklären. Ich kann nur sagen: Wenn ich ein Mandala male, male ich Botschaften. Vor allem, wenn ich für jemanden ein persönliches Mandala male. Die Botschaften arbeite ich in das Mandala ein. Die Menschen erkennen das. Oft habe ich schon erlebt, dass Tränen fließen, wenn jemand sein persönliches Mandala abholt.“
Alles hat eine Mitte.
Was genau ist denn ein Mandala?
„Das Wort Mandala stammt aus dem Sanskrit, eine alt-indische Sprache, und bedeutet Kreis, Zentrum oder auch heiliger Kreis. Das Mandala selbst ist ein geometrisches Schaubild. Besonders im Hinduismus und auch im Buddhismus hat es eine spirituelle Bedeutung. Der Kreis sagt: Alles hat einen Ursprung, eine Mitte. Alles, was lebt und wächst, unterliegt einer bestimmten göttlichen Ordnung, nichts geschieht zufällig. Der Kreis als Symbol taucht überall auf. Sei es als Umlaufbahn der Planeten oder auch nur in den Wellen, die das Wasser schlägt, wenn Ihr einen Stein hineinwerft. Selbst eine Blüte ist nichts anderes als ein Mandala, und die Iris unserer Augen auch. Wenn Du ein Mandala malst, versenkst Du Dich in die Mitte. Auch in Deine Mitte. Und beim Malen zeigt sich dann Dein Unterbewusstsein.“
Oha. Hoffentlich gefällt uns, was wir dann sehen.
„Keine Sorge“, sagt Regina. „Alles ist gut, nichts muss, alles kann.“
„Mandalas schenken Lebensfreude.“
Und jeder kann ein Mandala malen?
„Absolut. Man braucht nur ein bisschen Anleitung. Jeder Kursteilnehmer, der das erste Mal intuitiv ein Mandala malt, ist sehr erstaunt und positiv überrascht über das Ergebnis und darüber, was das Mandala über ihn zu ‚erzählen‘ hat.“
Und was bewirkt ein Mandala?
„Es soll und kann helfen, die eigene innere göttliche Ordnung wiederherzustellen. Mandalas zentrieren, gleichen aus. Sie schenken Harmonie und Lebensfreude. Wenn ein Mandala in einem Raum hängt, verändert sich die Atmosphäre.“
Okay. Zeit, es auszuprobieren.
„Legt die Hände auf die Leinwand.“
Regina ist für uns extra aus Wingst hergekommen. Mit Dutzenden von Farben, Pinseln und Glitzerstiften und Leinwänden im Gepäck. Mit all diesen Dingen hat sie Maikes Küche in ein Atelier verwandelt und für uns alles vorbereitet.
Jede von uns bekommt eine nackte quadratische Leinwand, saubere Pinsel, Wasser zum Ausspülen und ein Tuch zum Abtupfen.
Wir gucken auf die weiße Leinwand. Dann auf Reginas kunstvolle Mandalas, die sie mitgebracht hat. Maike lacht. „Wir? So ein Bild malen? Niemals!“ Ich kann ihr nicht widersprechen.
„Wartet es ab“, sagt Regina und lächelt wieder. Sie macht leise Musik an und bittet uns, unsere Hände auf unsere Leinwand zu legen. Sie selbst wird die nächsten 90 Minuten weder unsere Farben noch unsere Pinsel noch unsere Leinwand berühren. „Eure Energien“, sagt sie. „Nicht meine.“
„Zieht die Kreise.“
Regina fordert uns auf, die Mitte auf der Leinwand zu suchen und zu markieren. „Stecht den Zirkel ein und zieht Kreise. So viele und so dick wie Ihr wollt.“ Ich gucke sie an. „Nein, nicht mich angucken. Einfach anfangen. Der Zirkel weiß schon, was er tut.“ Ich ziehe vier Kreise, Maike sechs. Warum? Keine Ahnung. Aber es fühlt sich richtig an.
Nun sollen wir die Augen schließen. Atmen. Regina spricht mit leiser Meditationsstimme. Wir atmen, entspannen. Wir sollen uns ein Tor vorstellen im Innern, an das wir gelangen. „Ganz weiß“.
„Seht Eure innere Landschaft.“
Maikes Tor, wird sie hinterher sagen, ist riesig, eckig und wirklich weiß. „Wie eine Nebelwand. Aber dennoch einladend.“ Mir fällt das schwerer. Weiß geht gar nicht. Wie von selbst kriegt mein Tor rote Balken, wird zum Tor einer Ritterburg.
„Geht hindurch. Ihr kommt an eine wunderschöne Landschaft. Stellt sie euch vor. Wie sieht sie aus? Stellt Euch ihre Farben vor. Bäume gibt es da. Und einen großen Baum. Geht zu ihm hin. Lehnt Euch an ihn an. Seht seine Kronen und seine Wurzeln, fühlt sie. Und genauso seid auch Ihr jetzt mit dem Boden und dem Himmel verbunden. Versenkt Euch in die Farben.“
Ich bin irritiert. Meine Landschaft ist orange, blau, türkis und – rosa? Oh je. Was ist aus dem guten alten Grün geworden? Und mein Baum sieht nicht aus wie ein Baum, sondern wie die peitschende Weide aus Harry Potter, nur in Türkis, Orange und Blau.
Der innere Kritiker
Maike dagegen läuft wie durch ein Märchenbuch. „Ein dichter grüner Wald war da unter einem strahlend blauen Himmel mit einer wunderschönen, sonnenbeschienenen Lichtung und einem großen alten Baum mit ausladenden, beschützenden Ästen.“
„Nun stellt Euch vor, wie jemand auf Euch zukommt. Es ist Euer innerer Kritiker.“
Uääh, ist das etwa Schneewittchens böse Stiefmutter? Maike dagegen sieht sich Aug in Aug einer kleinen, bösen Hexe gegenüber, die sie hinterhältig von unten anlächelt. „Die mag mich nicht“, denkt sie.
„Begrüßt den Kritiker, gebt ihm die Hand und verabredet, dass er die nächsten zwei Stunden woanders hingeht.“
Zwei Stunden? Für immer wäre besser. Am liebsten würde ich der Stiefmutter einen türkisorangen Tritt verpassen…
Die innere Künstlerin
„Nun stellt Euch vor, wie Eure innere Künstlerin auf Euch zukommt. Begrüßt sie, ladet sie ein zu bleiben an Eurem Baum.“
Ist das Pippi? Pippi Langstrumpf? Könnte auch Sternentaler mit Zöpfen sein. Bin etwas unsicher. Dann tänzelte, schwebt Maikes Künstlerin heran. Ein weißes zartes Geschöpf mit Elfenkopf und Hütchen auf dem langen Haar.
Ich sollte dringend über mein Unterbewusstsein nachdenken.
„Und nun öffnet die Augen.“
Tun wir. Ein wenig verwundert, weil die kleine mentale Reise, wie Regina sie nennt, tatsächlich so gut funktioniert hat. Wir lächeln uns an.
„Sucht jetzt Eure Farben aus. Orientiert Euch an den Farben Eurer Landschaft.“
Es bringt Spaß zu malen.
Hm. Schwer. Normalerweise würde ich immer zu Rot greifen und Grün, Maike zu Blau oder Grau. Stattdessen nehme ich Orange, Blau und Rosa. Das passt überhaupt nicht zusammen, denke ich. Maike nimmt Grau, Grün („Fühlt sich richtig an, dabei mag ich gar kein Grün.“), Blau und Lila. Regina sagt, wir sollen sofort anfangen zu malen. Wie wir es für richtig halten. „Im Kreis malen, nicht so abgehackt.“
Tun wir. Ganz emsig. Mit großem Vergnügen. Es bringt irre Spaß, mal wieder zu malen. Wann haben wir das letzte Mal gemalt? Es muss Jahre her sein.
Die Farben sind schön. Und entgegen unserer Erwartungen sehen sie toll zusammen aus. Es ist schön zuzusehen, wie die Kreise entstehen. Wer will, darf goldenen oder silbernen Glitzer in den einzelnen Ringen verteilen. Sieht schön aus!
Formen, Figuren, Tupfen, Linien
Als die erste Schicht getrocknet ist, bittet uns Regina, wieder die Augen zu schließen. Wir sollen zurückkehren in unsere innerliche Landschaft und zu dem Baum in ihrer Mitte. „Stellt Euch nun vor, wie das Sonnenlicht auf den Wiesen tanzt. Wie es Formen und Figuren bildet, Tupfen, Flecken, Linien. Stellt Euch vor, was es für Bilder macht. Seht sie an.“
Und tatsächlich: Maike sieht zarte Blumen, Knospen und filigrane Fäden. In meinem Kopf bilden sich Blätter, Ranken und Tropfen.
„Öffnet die Augen. Nehmt einen Silberstift. Oder einen Goldstift. Setzt ihn in der Mitte Eures Mandalas an und malt.“
Wie? Einfach so?
„Ja. Jetzt. Das Unterbewusstsein weiß, was es will.“
Äh. Ok. Jetzt?
„Ja. Jetzt. Nicht warten. Und nicht beim anderen gucken.“
Och Menno.
Silber und Gold
Wir fangen an. Jede für sich. Maike malt mit Silber eine filigrane Blüte in die Mitte. Mit sechs Blättern, wie ihre sechs Kreise. Ob ihr das aufgefallen ist? Ich male mit Gold etwas, das für mich wie ein Blatt aussieht, aber für Regina wie ein Seestern. Es hat nur vier Arme, wie ich vier Kreise habe. Merkwürdig. Maike zieht feine Linien und filigrane Verbindungen über ihre Leinwand, ordentlich, übersichtlich, zart, bleibt bei Silber. Bei mir sind es Tropfen, Wellen, Blätter und viel Durcheinander. Fische sind dabei, Punkte, Spitzen. Ich kombiniere Silber und Gold, etwas, dass ich sonst nie tun würde.
Dass wir unterschiedlich sind, wussten wir. Wie sehr, sehen wir an unseren Mandalas.
„Hellblau steht für Kommunikation“, sagt Regina. „Orange für Kreativität, feine Linien für Ordnung. Maike legt Wert auf Struktur.“ Wir müssen lachen. Ja, das passt.
Nichts muss korrigiert werden
Wir malen weiter. Losgelöst. Entspannt. Fröhlich wie die Kinder. Und wirklich: Nichts ist doof, nichts sieht blöd aus, nichts muss korrigiert werden. Es fließt einfach. Freude pur.
Als wir wissen, dass wir mit unseren Bildern fertig sind, schauen wir beide zum ersten Mal bewusst auf das Bild der anderen. „Boah, ist das schön“, sage ich zu Maikes Bild. Sie zu meinem: „Wie großartig!“
Staunend halten wir die beiden Mandalas nebeneinander, können uns nicht satt sehen. Betrachten sie und versinken darin. Mandalas, die wirklich aussehen wie Mandalas, haben wir geschaffen. Nicht so kunstfertig und ausgefeilt wie die von Regina. Einer Meisterin können wir nicht das Wasser reichen. Aber dennoch berühren uns unsere Bilder, so wie sie gesagt hat. „Sie sind so persönlich“, sagt Maike. „Nie hatte ich gedacht, dass ich so etwas Schönes schaffen kann.“ Geht mir genauso. Fast wie Zauberei ist das.
Edelstein für die Mitte
Wir dürfen nun noch Glitzer- oder Edelsteine aufkleben, wenn wir möchten. Maike klebt einen in ihre Mitte, ich entscheide mich für Libellen.
Zum Schluss gibt jede von uns ihrem Mandala einen Namen, der unser Geheimnis bleibt.
Und dann nimmt jede ihr Mandala mit nach Hause. Um es an den Platz zu hängen, den es sich selbst aussuchen wird.
Danke Regina. Für dieses wunderbare Geschenk.
Weitere Informationen:
Regina Rauh (55) aus Wingst bei Cuxhaven (Niedersachsen) malt, solange sie denken kann. Schon als Kind hat sie bis zur Selbstversunkenheit gezeichnet. Neben ihrem regulären Job als Arzthelferin hat sie sich spirituell weitergebildet. Sie ist unter anderem Usui-Reiki-Lehrerein, energetische Heilerin, hat eine Schule für Hellsichtigkeit besucht und sich von dem Schamanen „Spirit Bear“ Phillip Kansa ausbilden lassen. 2010 erzählte ihr eine Bekannte von einem Mandalamalkurs. Regina probierte es aus und war sofort gefangen von der Kraft der Mitte, die einem Mandala entspringt. Seit dem malt sie Mandalas. Als Wandbild, auf Wunsch, mit persönlichen Inhalten, Botschaften und Themen und als Energieschmuck.
Mit Phillip Kansa hat sie ein Buch über Schamanismus und Heilsitzungen geschrieben „Ja, so kann man es sehen. Und man kann es auch anders sehen“ (Tredition, 15,99 Euro).
Wer auch so ein schönes Mandala möchte, schaut auf Reginas Website und meldet sich bei ihr.
Kontakt:
Regina Rauh
Aaltrift 8
21789 Wingst
Telefon: 04778 / 620 57 19
E-Mail: mandalas @gmx.de
https://www.mandalas-magische-farbkunst.de
Mandalas, Energieschmuck und Anfertigungen nach Wunsch
Fotos: Maike Heggblum und Birgit Schmidt-Harder
08.12.2018
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