Es ist nur eine kleine unscheinbare braune Papiertüte, aber wer genau hinsieht, der kann entdecken, dass Liebe, Hoffnung und ganz viel Licht in ihr stecken. Es sind Weihnachtstüten. Zusammengestellt wurden sie von Pastorin Laura Koch-Pauka und ihrem Kollegen Pastor Harald Schmidt aus der Lutherkirche in Pinneberg. Beide engagieren sich seit Monaten und werden nicht müde, wenn es darum geht, die Menschen in schwierigen Zeiten zusammenzubringen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Weihnachten in der Lutherkirche
Es gehört einfach zu Weihnachten dazu. Die Familie treffen, in großer Runde gemeinsam Essen und Lachen und für viele gehört auch der Besuch in der Kirche zum Weihnachtsabend ganz traditionell dazu. In diesem Jahr ist alles anders, vieles ist abgesagt. Keine Weihnachtsmärkte, keine großen Feiern, keine gemütlichen Abende im Kreis der Familie und jetzt auch keine Weihnachtsgottesdienste. „Eigentlich hatten wir für dieses Jahr eine ganz besondere Aktion geplant“, sagt Harald Schmidt. „Wir wollten die Kirche und ihre Umgebung zu einem lebendigen Gottesdienst umgestalten und mit mehreren Stationen die Weihnachtsgeschichte feiern. Sogar echte Schafe hatten wir für diesen Tag organisiert.“ Doch es kam alles anders. Seit einigen Tagen wissen wir – auch die Gottesdienste und Messen sind abgesagt. „Da kam uns die Idee mit den Weihnachtstüten. Mit diesen Tüten möchten wir den Menschen die Möglichkeit geben, zu Hause einen Weihnachtsgottesdienst zu feiern“, sagt Laura Koch-Pauka.

Viele helfende Hände
„Alleine hätten wir unsere Ideen das ganze Jahr über gar nicht umsetzen können“, sagt Laura Koch-Pauka. Sie ist noch immer überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen, die in ihrer Gemeinde leben. „Wir hatten gefragt, ob sich ein paar helfende Hände finden, die uns ein paar Sterne basteln und ausschneiden würden“, sagt die 34-jährige Pastorin. „Mittlerweile haben wir fast tausend Stück und zusammen ergeben sie ein wunderschönes Bild. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich für dieses Engagement bin.“ Viele der gelben Sterne hängen im Kirchenschiff an der Decke und hüllen den Raum in ein Meer aus funkelnden Sternen.
Von der Kirche zum Lichtermeer
Doch auch der Rest der Lutherkirche ist mit liebevollen Details zu einem ganz besonders magischen Ort geworden. Wer über den Haupteingang durch den Torbogen geht, steht bereits direkt unter der Segensleine, an der liebevoll handgeschriebene Botschaften einer ehrenamtlichen Helferin der Gemeinde hängen. Wer mag, darf sich einen Segensspruch mitnehmen. Hat man den Bogen durchschritten, hat man einen perfekten Blick auf den riesigen Tannenbaum. Festlich geschmückt mit glänzenden Kugeln, die gestiftet wurden von vielen Menschen aus der Gemeinde, und unzähligen Lichtern leuchtet er den Besuchern den Weg ins Innere der Kirche. Dort warten ebenfalls viele Lichter, Kerzen und die leuchtenden gelben Sterne an der Decke. Im Altarbereich hängt ein großer heller Banner, der in Stichpunkten die Weihnachtsgeschichte erzählt. Auf und vor dem Altar zeigen hübsche Holzfiguren die Geburt im Stall von Bethlehem. Die Hirten und die heiligen drei Könige sind umringt von großen schweren weißen Kerzen. Ein Bild, das friedlicher und hoffnungsvoller nicht sein kann.
„Wir sind für Sie da“
Die Entscheidung, die Gottesdienste an den Feiertagen abzusagen, ist den beiden Pastoren nicht leicht gefallen. „Es macht uns sehr traurig, dass das Weihnachtsfest dieses Jahr ganz anders ist, als wir es uns vorgestellt haben. Wir möchten Verantwortung übernehmen und haben uns deshalb für Vorsicht und Rücksicht entschieden. Wir sind aber weiterhin für Sie da“, sagt Pastor Harald Schmidt, der schon seit vielen Jahren in der Lutherkirche die Weihnachtsgottesdienste ausrichtet. „Wenn wir eines durch Corona gelernt haben, dann, dass Kirche mehr ist als nur ein starres Gebäude. Kirche ist so viel mehr. Wir haben die Gottesdienste im Sommer auf der Wiese vor der Kirche genossen. Wir haben Konfirmationen in Gärten gefeiert und haben im Freien unsere Gebete gesprochen. Das möchten wir beibehalten und haben uns auch für das anstehende Weihnachtsfest etwas für die Menschen in unserer Gemeinde einfallen lassen.“
Andachtsvideos und Weihnachtstüten
Ab dem 23. Dezember abends werden die Weihnachtstüten mit Predigten für die drei Feiertage zur Abholung an der Kirche bereitstehen. Wer sich nicht auf den Weg machen kann, kann sich im Kirchenbüro melden und die Tüte dann persönlich vorbei gebracht bekommen. „Auch ein kleiner Spaziergang zur Kirche lohnt sich, denn wir werden die Türen an Heiligabend von 15 bis 19 Uhr für Besucher öffnen und unsere Orgelmusik nach draußen klingen lassen. Wir werden als Pastorenteam anwesend sein und freuen uns über Ihren Besuch“, sagt Harald Schmidt und Laura Koch-Pauka. „Außerdem haben Sie die Möglichkeit eine Gebetskerze zu entzünden und die Atmosphäre der geschmückten Kirche und den vielen Lichtern auf bereitstehenden Stühlen zu genießen. Einfach ein paar Minuten abschalten und zur Ruhe kommen.“
Kirche kann auch digital
Wer das Haus nicht verlassen möchte, kann sich die Andachten und weihnachtliche Orgelmusik auch auf dem Youtube-Kanal der Kirche ansehen. Auch bei Facebook und bei Instagram können Interessierte sich einen Hauch von kirchlicher Stimmung in die eigenen vier Wände holen. Viele der Texte finden sich auch auf der Homepage der Lutherkirche.
Das Friedenslicht aus Bethlehem
Ein weiteres Highlight ist das Friedenslicht aus Bethlehem, das in diesem Jahr ausnahmsweise mit dem Auto angereist ist. „Die Reise mit dem Zug war in diesem Jahr wegen der ganzen Hygienebestimmungen und dem vielen Desinfektionsmittel nicht möglich“, erklärt Laura Koch-Pauka und kann sich ein Lachen kaum verkneifen. „Bei uns hat jeder die Möglichkeit, eine Kerze am Friedenslicht anzuzünden und es mit nach Hause zu nehmen“, sagt sie. Und vergessen Sie nicht eine Kamera mitzunehmen, denn unser Friedenslicht wird in einem ganz besonderen Licht erstrahlen, das ein Veranstaltungstechniker aus Rellingen extra für dieses Weihnachtsfest installieren wird.
Weihnachten zu Hause
Besonders glücklich sind wir bei der Norderstedterin, dass wir Ihnen auch hier die Möglichkeit geben dürfen, die Predigt von Pastor Harald Schmidt bei uns zu veröffentlichen. Vielen Dank an das gesamte Team der Lutherkirche und das Pastorenteam für dieses wunderbare Geschenk an die Leser.
Und nun geht es los:
Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie gut zur Ruhe kommen können. Entzünden Sie sich eine Kerze und räumen Sie weg, was stört. Nehmen Sie sich zunächst etwas Zeit für Stille und um anzukommen. Vielleicht gibt es ein schönes Musikstück, das Sie an dieser Stelle gerne hören wollen, dann machen Sie es sich gerne an. Danach sprechen Sie diese Worte, entweder laut oder für sich:
„Gott, heute ist Weihnachten und ich bin hier. Ich öffne mich für deine Botschaft. Ich wünsche mir, dass ich deine Nähe spüren kann und dass du zu mir kommst, um mit mir gemeinsam die Ankunft deines Sohnes in der Welt zu feiern. Amen.“
Dies ist die Heiligabendpredigt
Die anderen Predigten für die verbleibenden Feiertage finden Sie auf der Homepage der Gemeinde. www.luther-pinneberg.de
Gnade sei mit euch und Friede, von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen
Liebe Schwestern und Brüder!
Wer mich kennt, weiß, dass ich den weihnachtlichen Lichterglanz, die Atmosphäre von Weihnachtsmärkten, den Glühweinduft und die Verabredung mit Freundinnen und Freunden in der besonderen Zeit vor und rund um Weihnachten liebe. Es ist gar nicht so leicht, das alles immer unter einen Hut zu bekommen. Aber es gelingt. Es klingt schön, duftet und sagt: Seht, die gute Zeit ist da!
Wenn ich dann die Idee für meine Weihnachtspredigt suche, dann gönne ich mir einen Tag in Hamburg, lasse das Treiben auf mich wirken und freue mich auf den einen Moment, der sich immer ereignet. Es ist der Moment, in dem ich einen Menschen oder eine Szene sehe, die mir dabei helfen, Weihnachten in diesem Jahr zu verstehen.
Dieser eine Moment, der einen ganz besonderen Zauber hat, hilft mir dabei, in all dem Glanz, den ich so liebe, den Blick für das Eigentliche frei zu machen.
In diesem Jahr, das erleben wir alle, ist das anders. Der von den einen so heiß und innig geliebte und von anderen mit Skepsis wahrgenommene Glanz fehlt. Das wuselige Treiben findet nicht statt.
Die Ruhe, die Besinnung und die Konzentration, die so oft herbeibeschworen wurden, sind jetzt da. Aber nicht, weil wir uns dafür entschieden haben, dass das so sein soll, sondern weil ein unheimliches Virus und das, was an Schutzmaßnahmen notwendig ist, gar nichts anderes zulassen.
Plötzlich geht es nicht mehr darum hinter allem, was leuchtet und klingt, manchmal mit Mühe den Kern von Weihnachten zu finden. An vielen Orten ist es dunkel und still.
Und ich ahne: Wenn jetzt das weihnachtliche Licht aufleuchtet, dann werde ich es leicht sehen können. Gleichzeitig spüre ich: Ich muss es wirklich suchen. Ich muss die Ohren spitzen, damit ich den Gesang der Engel nicht überhöre und er an mein Herz dringen kann:
Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch eine große Freude. Euch ist heute euer Retter geboren.
Es gibt wahrlich genug Gründe, die Welt mit furchtsamem Blick wahrzunehmen. Das Virus führt uns das in übermächtiger Sprache vor Augen. Unser Herz kann daran nicht vorbeigucken.
Aber was mit den gestrandeten Flüchtlingen in Moria geschieht, die vielen Kriege rund um den Globus, die Klimakrise, die nicht durch Ignoranz verschwindet, das alles sorgt für begründete Furcht.
Fürchtet euch nicht! Noch bevor der Engel das sagt, höre ich ihn rufen: Seid bitte vorsichtig! Nehmt die Welt, in der ihr lebt, mit all ihren Bedrohungen ernst. Das, was ihr tun könnt, das tut bitte auch!
Aber dann gilt: Fürchtet euch in der Tiefe eures Herzens nicht! Denn auf eurem Weg seid ihr nicht allein. Bei allem, was ihr tragen und aushalten müsst, in allem, was ihr tun und lassen müsst, in allen Momenten, die euch ratlos machen und zweifeln lassen, gibt es eine Kraft- und Hoffnungsquelle:
Gott, der euch nicht nur sieht. Gott, der euch in eurer Welt nah kommt. Euer Weg kann ein Weg mit Gott sein. Ich wünsche Ihnen und euch, dass die Stimme des Engels bis ins Herz dringt und zu spüren ist: Für mich stimmt das. Ich spüre, dass Gott in meiner Welt da ist.
Vielleicht haben Sie eine Krippe bei sich zu Hause aufgebaut. Vielleicht leuchtet für Sie das Bild einer Krippe vor Ihrem inneren Auge. Es gibt viel zu sehen: Den Stall, Maria, Josef und die Hirten, Ochs und Esel, natürlich die Engel, und vielleicht sind ja sogar die Könige schon ganz nah.
In der Mitte der Szene, wie auch immer Ihre Krippe aussieht, blicken sie auf ein kleines Kind. Manchmal trägt es schon fast erwachsene Gesichtszüge. Manchmal die Züge eines unschuldigen neu geborenen Kindes.
Gönnen Sie sich einen Augenblick mit diesem Kind. Mit den Augen dieses Kindes schaut Gott Sie an. Der Gott, der sich zu uns auf den Weg gemacht hat.
Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Ein bisschen enttäuschend ist es. Gott in unserer Welt ist kein starker Held, der mal eben Corona und all das andere Elend wegräumt.
Gott in unserer Welt ist ein auf uns angewiesenes kleines Wesen, das unseren Mund für die richtigen Worte braucht, unsere Hände, mit denen getan wird, was getan werden muss, unsere Füße, die dorthin tragen, wo Menschen Gott nah kommen müssen. Gott, der als kleines und angewiesenes Kind in unsere Welt gekommen ist, braucht unsere Liebe und Achtsamkeit für das Leben.
Gott in der Welt braucht uns. Gott in der Welt schaut uns mit großen Augen aus der Krippe an und hofft auf uns. Denn ohne uns geht es nicht.
Wenn der Blick auf das Licht und die Botschaft von Weihnachten frei wird, dann sehen wir zwei Geschenke, die liebevoll verpackt auf uns warten.
Licht und Kraft für unser Herz – denn Gott ist da!
Heilsamer, liebevoller und verantwortlicher Tatendrang – denn Gott braucht uns.
Amen
Seien Sie behütet, und bleiben Sie gesund!
Ein Wunsch zum Schluss
Am Ende unseres Gespräches mit den beiden Pastoren haben beide noch eine große Bitte auf dem Herzen. „Jedes Jahr an Weihnachten sammeln die Kirchen deutschlandweit für die Aktion „Brot für die Welt“. Hier kommt jedes Jahr eine große Spendensumme zusammen, die von der Organisation dringend benötigt wird. „Wenn Sie die Möglichkeit haben, unterstützen Sie auch in diesem Jahr die Aktion „Brot für die Welt“ und spenden Sie. Das geht von zu Hause ebenso wie bei uns in der Kirche. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.“
Pastorin Laura Koch-Pauka, Pastor Harald Schmidt und das Team der Norderstedterin wünschen Ihnen ein wunderschönes und gesegnetes Weihnachtsfest.
Video
Kontakt:
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Kirchhofsweg 53 a
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Tel. 04101 – 26 500
Email: buero@luther-pinneberg.de
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Spendenkonto Brot für die Welt:
Bank für Kirche und Diakonie
IBAN: DE10100610060500500500
BIC: GENODED1KDB
23.12.2020
Fotos: Maike Heggblum